Ein klingendes Geburtstagsgeschenk für Otto Arnezeder

Alle Register zog der Hofkirchner Bürgermeister Martin Raab für seinen Gemeindebürger Otto Arnezeder: Zum 75. Geburtstag hat er für den seit 60 Jahren im Dienst befindlichen Organisten ein besonderes Geburtstagsgeschenk organisiert – einen Besuch bei Domorganist Wolfgang Kreuzhuber an der Rudigierorgel im Linzer Mariendom.


Otto Arnezeder ist Organist aus Leidenschaft – und das seit 60 Jahren. Angesichts dieses außergewöhnlichen „Dienstjubiläums“ war ein ganz besonderes Geschenk zum 75. Geburtstag für den Hofkirchner gefragt – das dachte sich auch Bürgermeister Martin Raab und organisierte für Arnezeder einen Besuch bei Domorganist Wolfgang Kreuzhuber an der Rudigierorgel.

Otto Arnezeder an der Orgel
Fotos: Diözese Linz, Stefanie Petelin


Coronabedingt konnte das Geburtstagsgeschenk erst am 29. Juni 2020 – rund zwei Monate nach Arnezeders Jubeltag – eingelöst werden. Begleitet wurde der Jubilar bei seinem Ausflug an die Rudigierorgel im Linzer Mariendom von Bürgermeister Martin Raab und Kirchenchorsänger Helmut Pühringer aus Hofkirchen sowie Pfarrer Walter Miggisch aus Altschwendt – die drei Herren verbindet nämlich eine musikalische Vergangenheit: Zusammen mit anderen Musikern bildeten sie die Tanzmusikkapelle „Falkensteiner Sextett“. Bis heute treffen sich die ehemaligen Musikerkollegen in regelmäßigen Abständen und nehmen in ihrer Region auch immer wieder aktiv an stattfindenden Tanzmusiktreffen teil – und da ist dann natürlich auch Otto Arnezeder am Akkordeon mit von der Partie!


„Ein schöneres Geschenk könnte ich mir nicht vorstellen …“

Übergroß war die Vorfreude des jubilierenden Organisten, der mit leuchtenden Augen bereits an seinem Geburtstag im April erklärt hatte: „Ein schöneres Geburtstagsgeschenk könnte ich mir überhaupt nicht vorstellen.“ Und so war Otto Arnezeder bereits in der Nacht vor dem bevorstehenden Ausflug nach Linz so aufgeregt, dass er kaum schlafen konnte – aus Sorge, der prächtigen und mächtigen Rudigierorgel mit ihren vier Manualen in der größten Kirche Österreichs nicht gewachsen zu sein, spielt er doch bei seinen liturgischen Diensten sonst ausschließlich auf kleinen Instrumenten. Doch die Sorge war unberechtigt, wie sich am Nachmittag des großen Tages herausstellen sollte: Denn der 75jährige Otto Arnezeder saß auf der Orgelbank der Rudigierorgel und schickte mächtige Töne in den riesigen Kirchenraum des Linzer Mariendoms. Sichtlich überwältigt und mit Tränen kämpfend unterbrach er schließlich sein Spiel und ließ seinen Emotionen freien Lauf, bevor er sein Spiel erneut fortsetzte. Domorganist Kreuzhuber war gerührt ob dieser Freude: „Ich war tief bewegt, wie der Klang der Rudigierorgel Herrn Arnezeder ganzkörperlich berührte. Noch selten durfte ich so intensiv miterleben, was es bedeutet, zu Tränen gerührt zu sein.“ 

vlnr: Pfarrer Mag. Walter Miggisch, Domorganist Wolfgang Kreuzhuber, Otto Arnezeder, Kirchenchorsänger Helmut Pühringer aus Neustift und Bgm. Martin Raab

Foto: Diözese Linz, Stefanie Petelin


Unter dem Eindruck der zarten und kräftigen Klänge, die anschließend Domorganist Kreuzhuber der Rudigierorgel entlockte, konnte sich Otto Arnezeder gar nicht mehr an den Gedanken gewöhnen, an seine kleine, einmanualige Orgel zurückzukehren. Staunend blickte der Hofkirchner mit strahlenden, aber auch tränennassen Augen auf die mehr als neun Meter langen Pfeifen der Rudigierorgel, die kräftigen spanischen Trompeten und den Spieltisch mit seinen vier Manualen und den vielen Registerzügen. Noch auf der Rückfahrt ins Mühlviertel schwärmte Arnezeder von der prächtigen Rudigierorgel und verdrückte so manche Träne angesichts seines außergewöhnlichen Orgelerlebnisses. Dieses Gefühl kann Domorganist Wolfgang Kreuzhuber gut nachvollziehen: „Ich kann nachfühlen, was es heißt, als Organist einer eher kleinen Orgel an der wunderbaren, farbenreichen Rudigierorgel spielen zu können – das ist einfach ein unglaubliches Erlebnis. Es ist mir daher immer ein großes Bedürfnis und auch eine große Freude, die Rudigierorgel begeisterten Organistinnen und Organisten jeglichen Alters zum Spielen zur Verfügung zu stellen.“ Welch großes Geschenk er Otto Arnezeder, mit dem es das Leben nicht immer gut gemeint hat, damit gemacht hat, kann man vermutlich nur erahnen …


Otto Arnezeder – 60 Jahre im „Dienste Ihrer Majestät“

Wenige Tage vor Ende des Zweiten Weltkriegs in Oberkappel geboren, erlebte Otto Arnezeder eine von Schicksalsschlägen gebeutelte Kindheit: Als Schüler stürzte er in einen vier Meter tiefen, leeren Löschteich – nach einer längeren Ohnmacht konnte er sich selbst trotz starker Schmerzen aus dem Becken befreien, geblieben ist ihm davon allerdings eine starke Fehlstellung der rechten Hand. Doch diese hielt Arnezeder nicht davon ab, das Spiel auf Orgel und Akkordeon zu erlernen. Und so blickt Otto Arnezeder, der sein Arbeitsleben als Näher in einem bayrischen Textilunternehmen nahe Passau verbrachte, heute auf 60 Jahre im „Dienste Ihrer Majestät“, der Königin der Instrumente, zurück: Zunächst wirkte er 50 Jahre als Organist in seiner Heimatpfarre Oberkappel, jeden Sonntag zwei Messen und wochentags auch noch zwei Gottesdienste – nur an wenigen Tagen konnte er in diesem halben Jahrhundert seinen Dienst an der Orgel wegen Krankheit nicht versehen. Und seit 10 Jahren vertritt er inzwischen – wann immer er gebraucht wird – die Organistinnen und Organisten der Pfarren Hofkirchen, Lembach und Niederkappel. Seit 15 Jahren wohnt Arnezeder inzwischen mit der Familie seiner Tochter Monika in Hofkirchen im Mühlkreis. Sich ehrenamtlich zu engagieren – das ist für Otto Arnezeder ein Herzensanliegen: Neben seiner ehrenamtlichen Tätigkeit an der Orgel ist er auch mehrmals pro Woche ehrenamtlich als Helfer in der Altenbetreuung im Bezirksaltenheim Lembach im Einsatz.

09.07.2020