Haichenbach

Sage Raubgut auf Schloss Haichenbach

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Im Jahre 1160 ist die einst so bedeutende Burg an der Donauschlinge erstmals beurkundet (Brüder Otto und Wernher von "Eichenbach"). Seit 1529 ging Haichenbach dem Verfall entgegen. In der späteren Zeit geriet sogar der Name in Vergessenheit. Die Ruinen, um die sich viele Sagen ranken, wurden nach dem nahegelegenen Kerschbaumergut "Kerschbaumerschlößl" genannt (Sage: "Die Baumlangen von Haichenbach" von Prof. Fritz Winkler).

Weitere Haichenbacher treten im 13. Jahrhundert in Verbindung mit dem Kloster Schlägl auf (1253 die Witwe Mathilde von Kundrad von Haichenbach und ihr Sohn Wernher.) Ein gleichnamiger Sohn Otto I. nennt sich, wie die anderen dieses Geschlechtes bis ins 14. Jahrhundert, nur noch von Haichenbach. Sie waren Passauer Ministralien, und Otto der II bekleidete 1220 das Passauer Marschallamt. Ende des Jahres 1258 verkaufte Rudlin von Haichenbach seinen Besitz dem Wock von Rosenberg. Dem Bischof von Passau waren so mächtige Lehnsherren aber nicht erwünscht, und so wurde mit Schiedsspruch vom 16. April 1259 dieser Kauf rückgängig gemacht. Haichenbach verblieb in der Folge im Besitz der Haichenbacher. 1274 wurde die Burg neu aufgebaut. Als Letzter des Geschlechtes starb Rudl von Haichenbach, nachdem er noch 1337 dem Bischof von Passau um 200 Pfd den letzten Rest des Familienbesitzes verkauft hatte. In der Folge wurde Haichenbach von Passauischen Pflegern verwaltet. 1381 hatten die Schaunberger Haichenbach von Passau als Pfandschaft zu Lehen. Auch diese ließen den Besitz durch Pfleger verwalten. Nach dem für sie so einschneidenden und unglücklichen Ausgang der Schaunberger Fehde musste das Geschlecht alle Satzbriefe, die es vom Bischof von Passau über ihre Burgen und Festen an der Donau hatte, dem Herzog Albrecht III ausliefern.

Als die Verwaltung und Pflegschaft der Passauischen Besitzungen an der Donau 1529 nach Marsbach verlegt wurde, ging Haichenbach dem Verfall entgegen. In der späteren Zeit ging sogar der Name dieser einst so bedeutenden Burg in Vergessenheit. Die restlichen Ruinen, um die sich viele Sagen ranken, wurden nach dem nahegelegenen Kerschbaumergut "Kerschbaumerschlößl" genannt.
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Das Raubgut auf Schloss Haichenbach

Eine halbverfallene Ruine, die selten eines Menschen Fuß betritt, ist alles, was von der stolzen Raubritterburg Haichenbach an der Donau übriggeblieben ist. Einst war sie der Schrecken der Umgebung, und mancher Kaufherr, der die Straße entlangzog, manches Handelsschiff, das die Donau hinauf- oder hinunterfuhr, hat ihr seinen Tribut entrichten müssen. Eine lange Kette sperrte den Strom und zwang die Schiffe anzuhalten, worauf der räuberische Burgherr mit seinen Scharen aus dem Hinterhalt hervorbrach und die Schiffe ausplünderte. Die geraubten Waren wurden auf die Burg gebracht und verhalfen dem Haichenbacher zu Reichtum und sorglosem Leben. Vergebens versuchte man, dem wilden Ritter das Handwerk zu legen; seine Burg auf der Donauhöhe war uneinnehmbar. Hatte man aber erfahren, daß der Ritter auf Raub ausgeritten war, und wollte ihm den Rückzug verlegen, so erkannte man aus den Hufspuren, daß er schon heimgeritten sein mußte. Wenn dann die Achtsamkeit nachließ, geschah es nicht selten, daß der Burgherr unvermutet mit seinen Knechten auftauchte und seine Verfolger niedermachte. Er hatte den Pferden die Hufeisen verkehrt aufnageln lassen und durch diese List seine Feinde getäuscht.

Der Bischof von Passau, dem das Land rundherum untertan war und der unter den Gewalttaten des Raubritters nicht minder zu leiden hatte als bürgerliche Kaufleute, suchte dem Ritter ins Gewissen zu reden und drohte ihm mit irdischen und himmlischen Strafen. Aber der Ritter lachte höhnisch über alle Bekehrungsversuche und setzte sein räuberisches Handwerk unentwegt fort, bis er eines Tages bei einem wagemutigen Ritt zu Sturz kam und sich das Genick brach. Während er in der Halle seines Schlosses aufgebahrt lag, brach Feuer in der Burg aus und vernichtete den stolzen Bau, so dass nur mehr die Mauern zum Himmel ragten. Die Leute aber meinten, der Satan habe zuerst die Seele, dann aber auch den Leichnam des Ritters in die Hölle geholt. Kurze Zeit darauf träumte der Bischof von Passau, er stehe am Rand eines feurigen Abgrundes und höre eine Stimme aus der Tiefe, die rief: "Herr Bischof, erbarmt Euch meiner! Ihr allein könnt mir in meiner Qual helfen. In meinem Schloß liegt noch das geraubte Gut, deswegen ich hier in glühendem Gold rösten muß. Ich bitte Euch, schickt einen Brief mit geweihtem Siegel nach Haichenbach und lasst das Raubgut von dort holen!" Der Bischof hielt den Traum für die Mahnung einer höheren Macht und schickte nach einigen Tagen eine Fähre die Donau hinunter, auf der der Bote mit Brief und Siegel stromabwärts fuhr.

Um Mitternacht legte die Fähre vor der Ruine Haichenbach an und wartete auf die kostbare Fracht, während der Bote zur Ruine hinanstieg. Kein Laut durchbrach die Stille der finsteren Nacht. Da bebte plötzlich die Erde, ein Krachen erklang, und die brandgeschwärzten Mauern der Burgruine schienen aufs neue in Glut und Flammen zu stehen. Aus dem Turm fuhren zwei glühendrote, gewaltige Truhen, auf denen zwei baumlange Teufel saßen. Schnell wie der Blitz fuhren die zwei Behälter mit ihren riesigen Wächtern den Berghang hinab und blieben knapp vor der Fähre stehen. Den Schiffern standen vor Grauen und Schrecken die Haare zu Berge. Die beiden Teufel aber fassten die Truhen, verluden sie eifrig auf der Fähre und setzten sich dann wieder darauf. Unterdessen war auch der Bote wieder herangekommen und hatte das Fahrzeug bestiegen. Da stießen die Schiffsleute vom Land ab und riefen: "In Gottes Namen, fahren wir!" Als die beiden Teufel den Namen Gottes hörten, sprangen sie entsetzt auf und stürzten sich kopfüber in die Fluten der Donau, die zischend und brausend, wie wenn ein Feuerbrand das Wasser berührt, über ihnen zusammenschlugen. Die Fähre aber trug ihre seltsame Fracht zum Bischof nach Passau.

Quelle: Die schönsten Sagen aus Österreich, o. A., o. J., Seite 312