Strom aus Abwasser

Energiestar 2009

Bei der Gemeinschaftskläranlage Niederranna wird Strom aus Abwässer gewonnen.

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Peltonturbine

Die Abwasserturbine ist ein großer Gewinn.

Nur kurz zur Funktion der Turbinenanlage der Firma Global Hydro:

Das Abwasser aus den Gemeinden wird im Pufferspeicher (Nähe Ganser, neben Ebenhochstraße) gesammelt, von Grobstoffen gereinigt und dann chargenweise, nach Anfall und Wetterlage zur Peltonturbine weitergeleitet. Mit 25 bar Ab-Wasserdruck treibt das relativ kleine Peltonlaufrad (siehe Foto) den Stromgenerator an, dieser kann bis zu 75 000 Watt erzeugen.

Bei niedrigem Zufluss zum Pufferspeicher wird nur wenig Wasser durch die Turbine geleitet und nur die Energie erzeugt, welche die Kläranlage im Moment benötigt. Bei großem Zufluss (Regenwetter oder Schneeschmelze) kann die Generatorleistung voll ausgenutzt und auch ins Netz der EAG eingespeist werden.

Da könnte ja man direkt meinen, dass es besser wäre, mehr Regenwasser in die Kläranlage zu leiten. Leider nicht. Zum einen muss fast das gesamte Abwasser vom Einzugsgebiet vorher weggepumpt werden, tlw. über 100 Meter hoch. Zum anderen haben die Bakterien in den Belebungsbecken mit dem Regenwasser keine Freude, da dieses Wasser keinerlei „Fressalien“ enthält.

Auch wir Klärwärter haben mitunter zu tun, damit bei einem Regenwetter-Durchfluss von bis zu 2800 Kubikmeter pro Tag (oder 116 000 Liter/Stunde) die Bakterien und Mikroorganismen nicht aus der Kläranlage ausgeschwemmt werden! Appell am Rande: Regenwässer haben im Schmutzwasserkanal nichts verloren, bei Neubauten (auch im Mischwassersystem) unbedingt einen eigenen Schacht vorsehen in dem die Regen- oder Drainagewässer gesammelt und je nach Vorschreibung abgeleitet werden können.

Aber wieder zurück zur Turbine:

Pro kWh Einspeisung ins Stromnetz bekommen wir als revitalisierte Kleinkraftwerksanlage 0,0596 Euro. Pro kWh Bezug aus dem Netz der EAG bezahlen wir aber das 2,5fache (0,1477 Euro) !!!
Hier sollte die Regierung an der Gesetzeslage wirklich etwas ändern, auch die geplante Stromkostenerhöhung wirkt sich leider nicht gleichermaßen auf unseren Einspeisetarif aus.

Fakt ist aber, dass sich die Turbinen-Investitions- und Betriebskosten für 17,5 Jahre (rund 77.000 Euro) trotz dem geringen Einspeisetarif und einiger Reparaturen am Laufrad bzw. Schaltanlage bereits mit Ende 2009 amortisiert haben! Dies ist sicherlich auch darauf zurückzuführen, dass wir als Techniker darauf schauen, die selbst erzeugte „billige“ Energie optimal einzusetzen und große Stromfresser (z.B Schlammpresse) zum richtigen Zeitpunkt einzuschalten.

So wurde auch vor einem Jahr die Sauerstoffversorgung zu den Belebungsbecken angepasst:

  • Turbine läuft (Eigenerzeugung) = normale Sauerstoffversorgung für die Bakterien

  • Turbine läuft nicht (Strombezug von EAG) = kürzere Laufzeiten der Gebläse und geringere Lufteinbringung in die Klärbecken, aber natürlich nur soweit sich dies mit der geforderten Reinigungsleistung der Kläranlage verträgt.

Ein Teil der zukünftigen Gewinne (Ersparnisse) wird zum Umbau, Ausbau und für Reparaturmaßnahmen der gemeinschaftlichen Anlagen verwendet werden (z.B.: Pufferbecken Umbau auf VEXAT-Verordnung = Verordnung explosionsfähiger Atmosphären, Betonsanierungen durch aggressives Schwefelwasserstoffgas)


INTERESSANTES:
  • 62% der erzeugten Energie wird sofort in der Kläranlage verwendet, 38% wird eingespeist

  • Seit der Inbetriebnahme Ende 2003 wurden 708 093 Kilowattstunden (708 MegaWh) erzeugt

  • Tagesgeneratorerzeugung bei Trockenwetter durchschn. 325 kWh. Damit könnten ca 20 Haushalte einen Tag mit Strom versorgt werden!

  • Höchste Tageserzeugung bisher 1084 kWh

  • Mit 1 Kubikmeter Abwasser könnte man:

  • o Einen Heizstrahler (2000 Watt) 15 min lang betreiben

  • o eine 100 Watt Glühbirne 5 Stunden leuchten lassen

  • o einen Kompressor (Luft für Bakterien) für 30 sec laufen lassen….

Überreichung
Unser Foto zeigt v.l. Bürgermeister Karl Kapfer (Oberkappel), Landesrat Rudolf Anschober, Dr. Gerhard Dell (Energiebeauftragter des Landes), Bürgermeister Johann Moser (Pfarrkirchen) und Vizebürgermeister Manfred Stallinger (Hofkirchen).

Der EnergieStar 09 ging an die Gemeinden Hofkirchen i.M., Oberkappel und Pfarrkirchen i.M. für die Stromgewinnung aus Abwässer

Bei dem vom Land und vom Energiesparverband ausgeschriebenen Landesenergiepreis „EnergyStar 2009“ wurden 117 Projekte eingereicht. In fünf Kategorien wurden von einer Jury die Sieger ermittelt. In der Kategorie Gemeinden kam das Siegerprojekt aus den Gemeinden Hofkirchen, Pfarrkirchen und Oberkappel. Das Projekt „Energie aus Abwasser“ wurde mit dem Energie Star 09 ausgezeichnet.
Im Rahmen einer Feier in den Minoriten in Wels im Vorfeld der Energiesparmesse überreichten Landesrat Rudolf Anschober und Dr. Gerhard Dell als Energiebeauftragter des Landes den mit 1.000 Euro dotierten Preis an Vizebürgermeister Manfred Stallinger (Hofkirchen), Bürgermeister Johann Moser (Pfarrkirchen) und Bürgermeister Karl Kapfer (Oberkappel).

Im Zuge der Errichtung der zentralen Kläranlage an der Donau in Niederranna für die Gemeinden Hofkirchen i.M., Pfarrkirchen und Oberkappel wurde im Bereich der Ebenhoch-Landesstraße ein Pufferbecken mit 150 m³ Speicherraum errichtet, in dem die Abwässer der drei Gemeinden gesammelt werden. Von dort werden die Abwässer über eine 1660 Meter lange Druckleitung zur Kläranlage abgeleitet, wobei der Höhenunterschied von 250 Metern zur elektrischen Energiegewinnung genutzt wird.
In der Kläranlage wurde eine Pelton-Turbine mit einer Nennleistung von 75 kW eingebaut und im September 2003 in Betrieb genommen. Durch den mechanischen Umbau der Anlage im Februar 2006 konnte die Effizienz der Turbinenanlage noch gesteigert und die Turbinenanlage als revitalisierte Kleinwasserkraftwerksanlage anerkannt werden.
Seit Inbetriebnahme im September 2003 wurden durch die Turbine 585.471 kWh Strom erzeugt, wovon in das Netz der Energie AG. 210.189 kWh eingespeist und für die Kläranlage 375.282 kWh verwendet wurden. Dies bedeutet, dass rund 64 Prozent des erzeugten Stromes in der Kläranlage verbraucht wird und 36 Prozent in das Netz der Energie AG. eingespeist werden.