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Zu Recht hat die gemeinsame Mahlzeit einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft. Denn dabei passiert mehr, als auf den Tellern sichtbar ist. Nicht nur eine ausgewogene Lebensmittelauswahl, sondern auch die Gesellschaft und eine angenehme Atmosphäre bei Tisch tragen wesentlich zu unserem täglichen Wohlbefinden bei. Gemeinsames Essen ist für Jung und Alt ein wichtiges Ritual, das Nähe schafft, Zusammenarbei fördert und familiäre Bindungen stärkt. Bei Kindern fördern gemeinsame Mahlzeiten mit den Eltern auch das körperliche und seelische Wohl.
Leider fehtl uns heute dafür oft die Zeit. Mit dem Jahresschwerpunkt "Mahlzeit miteinand" wollen wir die Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher dazu aufrufen, sich wieder mehr Zeit für ein gemütliches Beisammensein am Tisch zu nehmen. Wie Speisen bewusst zusammengestellt und gemeinsam zubereitet werden, kann dabei schon an die Kleinsten weitergegeben werden. Aber auch, dass ein schön gedeckter Tisch, gepflegte Esskultur und bewusstes Genießen einfach dazu gehören.
Vorwort Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer Gesundheitsreferent
Gemeinsam statt einsam Das gemeinsame Essen hatte in der Vergangenheit schon immer einen sehr hohen Stellenwert. Dieser war sogar so hoch, dass beim gemeinsamen Mahl Bündnisse geschlossen und Kriege beendet wurden. Im Laufe der Zeit hat sich diese Wertigkeit jedoch verändert und das gemeinsame Essen ist heutzutage stark in den Hintergrund geraten. Es gibt demnach viele Familien, in denen jeder für sich alleine isst (und ist). Doch gemeinsam Essen im Familienverband ist für die Entwicklung von Kindern ein prägendes Erlebnis. Verschiedene soziale Fähigkeiten, Regeln und Werte werden erlernt. Gleichzeitig wird am gemeinsamen Esstisch der Grundstein für eine gesunde und abwechslungsreiche Lebensmittelauswahl gelegt.
Die gemeinsame Mahlzeit - Unterschätztes Potential nutzen Die gesunde und ausgewogene Ernährung unserer Kinder liegt nicht nur Eltern besonders am Herzen. Oftmals wird durch zahlreiche Ideen und Tricks versucht, vor allem die Lebensmittelgruppe Obst und Gemüse oder auch nährstoffreiche Vollkorngetreideprodukte für Kinder und Jugendliche attraktiv zu machen.
Die Sprösslinge können diesbezüglich einfach unterstützt werden: Gemeinsame Mahlzeit im Kreise der Familie sind der Schlüssel dafür!
Ob Frühstück, Mittag- oder Abendessen als gemeinsame Mahlzeit eingenommen wird, macht keinen Unterschied in Bezug auf die Wirkung dieser exklusiven Zeit.
Äußerst positive und vielversprechende Tendenzen konnten bei den Heranwachsenden, welche regelmäßig (5-7x/Woche) gemeinsame Mahlzeiten genießen, in vielen Aspekten erkannt werden. So zeigten sich in Studien: -bessere schulische Leistungen -nachweislich ausgewogenere Lebensmittelauswahl (ua geringerer Komsum an Fertigprodukten) -niedrigere Rate an Essstörungen und Depressionen -deutlich geringerer Konsum von Nikotin, Alkohol und anderen Drogen
"Zutaten" für gelungene Mahlzeiten Zudem bietet die gemeinsame Zeit am Esstisch das Potenzial zum Erlernen der richtigen Portionsgröße, des Esstempos und eines gesunden Essverhaltens. Wissenswert vorab ist die Tatsache, dass sowohl Kinder, Teenager bis hin zur älteren Generation, die Zeit am Familientisch sehr schätzen. Wider Erwarten der Eltern wird sogar ein häufiger Wunsch von Jugendlichen nach diesen "exklusiven Essenszeiten" ausgesprochen.
Welche "Zutaten" sind für eine gemeinsame Mahlzeit wichtig? Raum zum Genießen schaffen und genügend Zeit einplanen
Wie viele Erwachsene knabbern mit Hingabe an einem Keks oder löffeln genussvoll eine Suppe? Die meisten haben so viel Muße leider verlernt. Essen muss schnell gehen. Oft bekommt man den Geschmack gar nicht richtig mit, Hauptsache man wird satt. Kinder hingegen genießen es, zu essen. Diesen Genuss zu fördern und ihnen Zeit zu lassen, ist wichtig. Werden Handy, Zeitung, Spielsachen und Ähnliches von Tisch verbannt, stehen die Hauptakteure am Esstisch wieder im Mittelpunkt. Die Speisen werden dadurch bewusster und mit allen Sinnen wahrgenommen. Somit wird die Eigenverantwortung für die Ernährung schon im Kindesalter gefördert und gleichzeitig das Interesse am guten Essen wach gehalten.
Atmosphäre bei Tisch Das Schaffen einer angenehmen Atmosphäre ist ebenfalls ein wichtiger Part, der den gemeinsamen Mahlzeiten eine zusätzliche spezielle Note gibt. Dazu können alle etwas beitragen - für die Tischgestaltung darf gebastelt, gesammelt oder gepflückt werden. Auch das gemeinsame Decken des Tisches kann ein schönes Ritual von Jung bis Alt werden. Denn an einem schön gedeckten Tisch nimmt man gerne Platz. Durch das Mitwirken aller Beteiligten an der Gestaltung des Tisches fühlt sich jeder als wichtiges Mitglied der Familie und dadurch bekommen die Essenszeiten einen besonderen Stellenwert. Nehmen Sie sich wieder einmal Zeit und stellen Sie Überlegungen zu folgenden Punkten an:
Sind Sie mit der Atmosphäre an Ihrem Esstisch zufrieden? -Zeit/Ruhe Planen wir für unsere Mahlzeit genügend Zeit ein? Tipp: Sich beim Essen Zeit zu lassen und vielleicht sogar noch etwas zu warten, bis alle fertig gegessen haben, ist ein Zeichen des Respekts und der Wertschätzung untereinander. Schon Kleinkinder sollen in diesem Prozess einbezogen werden. Ab einem Alter von 2 - 3 Jahren können Kinder zunehmend ihre Emotionen und Bedürfnisse kontrollieren und eine gewisse Zeit zurückstufen. -Räumlichkeiten Welche Räumlichkeiten stehen für unsere Mahlzeiten zur Verfügung und welcher Raum sollte zukünftig unser gemeinsamer Essplatz werden? Tipp: Alle Mahlzeiten sitzend am Esstisch einzunehmen trägt dazu bei, Speisen bewusster zu genießen. Damit fällt es leichter, den (oft unbewusst konsumierten) Anteil an fett- und zuckerreichen Snacks vor dem Fernseher und Computer zu reduzieren. -Tischanordnung Können alle Tischgäste bequem am Esstisch sitzen (genug Platz, passende Sitzgelegenheit)? -Licht Eine angenehme Beleuchtung trägt wesentlich zur Wohlfühlatmosphäre bei. Können wir den Anteil an Tageslicht erhöhen. (zB weniger Vorhänge) oder würde eine Lampe oder andere Lichtquelle diesen Aspekt unterstützen? -Dekoration Sind wir mit der Einrichtung/Ausstattung im Raum zufrieden oder gibt es Ideen für Veränderungen (zB Wandfarbe, Vorhänge, Teppisch, Zimmerpflanze, Wandbilder, eine Kerze)? -Lärmpegel/Ablenkungen/Musik Sind Ablenkungen wie Fernseher, Computer oder Ähnliches in direkter Nähe oder könnten wir hier eine Veränderung vornehmen? Gibt es andere Lärmquellen, welche uns bei der Mahlzeit stören? Können wir diese reduzieren (zB Raumteiler aufstellen, Geräte zu einem anderen Zeitpunkt einschalten)? Ist eine Hintergrundmusik für uns angenehm?
Wo würden Sie Ihre Mahlzeit lieber genießen
Unser Esstisch Was muss bei Ihnen am Esstisch vorhanden sein, damit alle Tischgäste Ihre Mahlzeit ungestört genießen können? Unter dem Blickwinkel, dass dieser Aspekt mit Sicherheit viel individuellen Spielraum zulässt, gibt es trotz allem sehr wichtige Utensilien, welche für eine gemeinsame, gesunde Mahlzeit unerlässlich sind.
Zu jeder Mahlzeit gehören: -Teller -passendes Besteck und ev. eine Serviette -Platz für die Salatschüssel und einen Brotkorb -Wasserglas für alle Tischgäste, sowie einen gefüllten Wasserkrug -Vorlegebesteck -Untersetzer für heiße Töpfe/Pfannen oder andere Behältnisse -Platz für Tischdekoration
Tipp: Versichten Sie auf den Salzstreuer am Tisch und bieten Sie zum Nachwürzen Kräuter oder Gewürze (zB Pfeffer- oder Chilimühle) an.
Für die kleinen Tischgäste: -Babylätzchen -passendes Trinkgefäß -kindgerechtes Besteck um das eigenständige Essen zu fördern -Tuch zum Abwischen
Tipp: Lassen Sie im Sinne der Zahngesundheitsförderung Ihr Kind ab dem ersten Geburtstag aus einem Becher oder Glas trinken.
Konflikte auf später verschieben Gemeinsame Mahlzeiten sind für konfliktreiche und sorgenvolle Themen ungeeignet. Verschieben Sie diese Gepräche am besten auf einen späteren Zeitpunkt. Über Erlebnisse zu plaudern, die während des Tages vorgefallen sind oder vom lustigsten oder schönsten Ereignis erzählen zu lassen bringt eine positive und angenehme Stimmung. So schmeckt das Essen!
Alle (be)stimmen mit... Ein ERcht auf Mitbestimmung haben sowohl die "Großen" als auch die "Kleinen" am Esstisch. Bereits 3-Jährige können bestimmte Speisenkomponenten (zB Marillenkompott oder Apfelmus zum Reisauflauf) mitbestimmen und Lieblingsgerichte einbringen. Erwachsene gestalten mit diesen Vorgaben den restlichen Rahmen für eine ausgewogene Speisenauswahl.
Tipp: Lebensmittel und Speisen, welche wir in der Kindheit kennen und lieben lernen, werden wir im Erwachsenenalter ebenfalls wählen. Dieser Aspekt ist durch den "mere exposure effekt" von Geburt an festgelegt und soll motivieren, auch weniger beliebte Speisen immer wieder auf den Familientisch zu bringen.
"Das kann ich schon alleine!" Haben Sie diesen Satz auch schon oft aus einem Kindermund gehört? Kinder wollen selbstständig werden und fordern dies auch vehement ein. Unterstützen Sie Ihre Kinder in diesem Prozess und schaffen Sie die nötigen Rahmenbedingungen dafür. Schon einfache Maßnahmen sind sehr wirkungsvoll. So können bereits Kleinkinder Besteck und Geschirr aufdecken, Wasser einschenken, Servietten falten, mit dem geeigneten Vorlegebesteck die Speisen selbst auf den Teller geben und mit Löffel und Gabel essen.
Tipp: Kinder wissen was sie brauchen! Lassen Sie Kinder so bald als möglich alleine essen. Bei einem eintretenden Sättigungsgefühl wird das Kind die Mahlzeit beenden. Gut gemeinte Versuche der Erwachsenen das Kin zu füttern, wirken diesem angeborenen Prozess entgegen und fördern eine Nahrungsaufnahme über dem Bedarf des Kindes.
Gemeinsam kochen Alle helfen mit... Gemeinsame Mahlzeiten starten nicht am Esstisch, sondern bereits im Supermarkt. Der Wochenendeinkauf bietet sich bereits als Familienzeit an und schafft die Basis, dass für alle Familienmitglieder die "richtigen" Lebensmittel in den Vorratsschränken liegen.
Am Her stehen nicht nur Mama, Papa, Oma oder Opa - alle Familienmitglieder sollen hier eine Aufgabe bekommen. Helfen Kinder in der Küche mit, so nimmt die Zubereitung der Speisen vielleicht etwas mehr Zeit in Anspruch. Diese Zeit sollte unter einem anderen Blickwinkel betrachtet werden. Sie ist ein Beitrag um die Lust auf´s Probieren der Speisen nachweislich zu steigern und eine Vielzahl an Ernährungsempfehlungen ohne erhobenem Zeigefinger und gut gemeinten Ratschlägen zu vermitteln.
Tipp: Kochtechnische Fähigkeiten und Fertigkeiten unterstützen nachweislich eine optimale Lebensmittelauswahl. Die ältere Generation besticht meist mit einer hohen Kompetenz in der Küche, sowie Wissen über die Zubereitung von regionalen und saisonalen Produkten. Gemeinsam kochen bereichert Alle - von jung bis alt!
Gemeinsam essen "Abendessen gibt´s bei uns immer um 18.00 Uhr" Verlockungen für kleine Snacks und Happen zwischendurch werden uns an jeder Ecke angeboten. Wenn wir uns durch den Tag "snacken", dann fehlt uns zu den Hauptmahlzeiten bzw. der gemeinsamen Mahlzeit das Hungergefühl. Machen Sie gewisse Mahlzeiten des TAges zu einem Fixtermin im Tagesablauf und damit in Ihrem Terminkalender. Diese Familienessenszeiten haben Priorität und machen auch in einem ausgefüllten Alltag gemeinsame Mahlzeiten möglich.
Die "Mahlzeit miteinand´" im Wochenrhythmus mit Charakter Geben Sie den Tagen der Woche einen bestimmten Charakter und genießen Sie diese besondere Zeit in der Familie.
Eine ideale Mahlzeitenstruktur mit drei Haupt- und zwei Zwischenmahlzeiten schafft eine gute Basis für gemeinsame Essenszeiten. Dies vermittelt (nicht nur den Kindern) Sicherheit, Zusammengehörigkeit, Halt und gibt somit Orientierung. Zusätzliche Bräuche, wie zB eine feste Sitzordnung oder den Beginn einer jeden Mahlzeit durch ein Lied, Gebet oder einen Tischspruch einzuleiten, werden schnell zu einem liebgewonnenen Ritual.
Tipp: Gemeinsame Mahlzeiten wirken nachweislich positiv auf die Beziehung zwischen Eltern und Kindern bzw. Jugendlichen. Durch diese wichtige Zeit des Tages tauchen wir in die Erlebnisse der Tischgäste ein. Gemeinsam lachen, aber auch frühzeitig Probleme und Sorgen erkennen sowie Tipps und Zuspruch geben, sind dabei nur eine Auswahl am großen Potenzial des "gemeinsamen Esstisches".
Vobild sein Welche "Regeln" sind Ihnen am Esstisch eigentlich wichtig? Vor dem Essen Händewaschen, nicht mit vollem Mund sprechen, alle Speisen werden zumindest probiert, ...? Es gibt zahlreiche Verhaltensweisen und Aspekte, die an einem Esstisch erwartet werden. Wie in vielen anderen Bereichen ist die Vorbildwirkung der Erwachsenen die effektivste Möglichkeit, Kindern diese Werte/Richtlinien weiterzugeben. Sie beobachten und imitieren die "Vorbilder". Das Verhalten, das man sich als Elternteil, also von seinem Kind, wünscht, muss in diesem Fall auch so vorgelebt werdden. Dies kann mitunter auch für Erwachsene zur Herausforderung werden. Spielerisch aufbereitet, bleibt die Situation sehr entspannt und sowohl Erwachsene als auch Kinder werden vermehrt auf diese Aspekte achten.
Wie sage ich es nur? Kennen Sie die Situation? Sie sitzen vor einer mit viel Liebe gekochten Mahlzeit und doch entspricht es so gar nicht Ihrem Geschmack. Es ist nicht immer einfach der Köchin oder dem Koch hier eine ehrliche Antwort zu geben, doch birgt auch diese Situation ein großes Potenzial für Lernprozesse. Wie drücke ich meine Gefühle aus und begegne meinem Gegenüber und den Lebensmitteln (... welche ja das "Mittel zum Leben" darstellen) trotzdem mit Respekt und Wertschätzung? Die Aussage: "DAs ist heut nicht mein Geschmack", stellt eine Möglichkeit dar. Abwertungen der Lebensmittel werden dadurch vermieden und Kinder lernen Gefühle auszudrücken.
Generell ist ein "Nein" zu bestimmten Speisen von Jung bis Alt erlaubt und darf geäußert werden. Eine Probierregel sollte es aber auf jedem Esstisch geben: Alle Tischgäste nehmen sich zumindest eine "Probierportion" auf den Teller und entscheiden dann über die weitere Portionsgröße.
Tipp: Kinder durchlaufen im Prozess der Geschmacksbildung immer wieder Phasen, in denen bestimmte Lebensmittel vermehrt oder gar nicht gegessen werden. Haben Sie Geduld, die Vor- und Abneigungen der Kinder entwickeln sich gerade und sind nicht "in Stein gemeißelt".